Ist normal, was die anderen normal finden? Bild 1

09.06.2025

Ist normal, was die anderen normal finden?

Buchvorstellung: Die Welt autistischer Frauen und Mädchen von Manon Mannherz, Ismene Ditrich, Christa Koentges

Bereits im ersten Kapitel wird darüber geschrieben, was überhaupt Normalität ist und wie unterschiedlich diese je nach Kultur und Umfeld definiert wird. Aus meiner Sicht also bereits das Wichtigste vorneweg: Wer bestimmt, was genau normal ist? Und ist es nicht viel sinn- und wertvoller, jeden Menschen so zu nehmen wie er oder sie ist? Mit all dem was uns gefällt oder mit dem wir uns schwer tun?

«Anderssein bedeutet mitnichten, einen Makel oder eine Störung zu haben, weshalb es keinesfalls stigmatisiert werden sollte. Und gleichzeitig sind Autismus, ADHS und andere Entwicklungsstörungen oft behindernd….,weshalb die Betroffenen alle Unterstützungsangebote erhalten sollten,….»

In diesem Buch ist sehr konkret, in Abschnitte unterteilt und verständlich geschrieben, was wichtig ist zu wissen und zu verstehen, betreffend autistischen weiblichen Personen. Ich finde es äusserst kompetent und einfühlsam beschrieben und es wird spürbar, dass eine der Autorinnen selbst autistisch ist.

Es sind einige Punkte aufgeführt, welche gegen eine formale Diagnostik und einige welche dafür sprechen, u.a. um Fehldiagnosen loszuwerden.

Themen wie Identität, Selbstbild und Anderssein werden immer wieder aufgegriffen und auch, wie das eigene Verhalten selbst bewertet wird. Es geht darum, dass Löffel eingeteilt werden müssen und dass das «Verstecken» des Anderssein (Masking) zusätzliche Löffel nebenher verbraucht, so dass danach weniger übrig bleiben für die Bewältigung des Alltags.

Auch dem Umgang damit wird ein grosser Teil gewidmet und unter anderem die Ergotherapie als hilfreiche Unterstützung genannt, was mich natürlich besonders freut. Im Selbsthilfeteil findet auch das Zentrale von IBP «Hör auf Deinen Körper» mit Achtsamkeitsübungen, Bodyscan, etc. einen wichtigen Platz. Und der Teil der Selbstfürsorge mit «Wenn du nicht gut für dich sorgst, wer dann?» wird ebenfalls explizit hervorgehoben.

Insgesamt ein total empfehlenswertes Buch mit relevanten Inputs, viel Klarheit und Unterstützungsmöglichkeiten für den Umgang mit dem «irgendwie anders».